Wo mer sin es Kölle, ejal wo mr sin!

Die ersten Tage hier in Olney sind nun also verstrichen. Nach rund einem Monat kann ich nun schon sagen, dass ich bereits ganz gut eingelebt habe. Mittlerweile fällt es auch von Tag zu Tag schwerer, meinen Blog an dieser Stelle mit Inhalt zu füllen. das ist dem Aspekt verschuldet, dass sich glücklicherweise eine gewisse Routine in meinen Tagesabläufen entwickelt hat. Außerdem erlebt man hier eben nicht täglich etwas neues, sondern vieles, was man aus deutscher Sicht nicht so kennt, sehe ich mittlerweile als ganz normalen Bestandteil meines Alltags.

Dazu gehören eben auch folgende Dinge:

– 98% der Wegstrecken wird mit dem Auto zurückgelegt. Fußgänger werden grundsätzlich erst einmal schräg angeguckt. Liegt vielleicht auch daran, dass es hier– außer auf der Hauptstraße – gar keine Bürgersteige gibt. Es gibt einfach auch keine Geldautomaten für Fußgänger. Wenn man zu Fuß Geld abheben möchte, muss man sich bei der Bank am Drive-In-Schalter anstellen und sich hinter den Autos anstellen. Generell steigt man hier aus dem Auto nur aus, wenn … wenn … okay, mein Fehler: man steigt hier nicht aus dem Auto aus. Es gibt ja für alles einen Drive-In-Schalter.

– Menschen, die ein Auto fahren, welches weniger als 10 Liter verbraucht, werden – genau wie Fußgänger – zunächst schräg angeguckt. Schließlich gilt ein unter-10-Liter-Auto als Spazierengehen und nicht als Auto fahren.

– 99% der Geldbeträge werden mit Karte bezahlt. Wenn man etwas mit Bargeld bezahlen möchte, wird man – Gruß an die Fußgänger und unter-10-Liter-Autos –  zunächst schräg angeguckt, bevor dann das Geld 15-mal auf eine Fälschung überprüft wird.

Und nun zurück zu meinen Aktivitäten hier vor Ort:

Die ersten Hausaufgaben und Tests habe ich nun also hinter mir. Man muss sagen, dass sich das Niveau doch eher an der Oberstufe des deutschen Gymnasiums orientiert. Vor den Test werden die Antworten quasi vorgegeben, sodass man nur noch auswendig lernen muss. Ob das sinnvoll ist…ich weiß es nicht. Zusammenhänge der Marktwirtschaft sowie geschichtliche und politische Inhalte werden größtenteils nur auf die USA angewandt. Der Horizont wird hier sehr auf den Patriotismus begrenzt. Fragen wie „Gibt es in Deutschland mittlerweile Demokratie?“, „Gibt es in Eurem Land Ausländer?“ oder „Welche Währung habt Ihr bei Euch?“ irritieren mich nicht wirklich – sie schockieren mich einfach nur! Dass man nicht wissen muss, dass in Papua-Neuguinea mit „Kina“ bezahlt wird, ist klar. Aber man sollte doch schon wissen, welche Währung in Europa – speziell in Deutschland als eines der wirtschaftsstärksten Länder der Welt – üblich ist.

Weitere Highlights der Woche waren die Football-Spiele der Olney Tigers. Sowohl das Team der Highschool als auch das der Bambinis, in dem mein Gastbruder Brogan als Defensiv-Spieler agiert, verlierten deutlich. Naja…was soll ich als Fan des 1. FC Köln dazu sagen…Im Leben gibt es zwei Dinge, die man sich nicht aussuchen kann: Die Familie und seinen Fußball-(Football-)club. Bin ja nicht wirklich etwas anderes gewohnt J

Außerdem war mal wieder etwas Zeit für eine Bootsfahrt auf dem Ohio-River. Nach einer Stunde Fahrt kam man dann im benachbarten Bundesstaat Indiana in Mt. Vernon an, um dort das Boot ins Wasser zu lassen. Dominik, ein Schweizer Landschaftsgärtner, der hier im Ort arbeitet, durfte mich an diesem Tag begleiten. Wie immer ein riesen Spaß für Groß und Klein!

Am Labor-Day (vergleichbar mit dem deutschen Tag der Arbeit am 01. Mai) gab es dann bei der Familie von Dustin ein kleines Cook-Out. Meine gastmutter Hayle – eine leidenschaftliche und vor allem sehr gute Köchin – bereitete hierfür einen leckeren Kartoffelsalat sowie das traditionelle Fish fry (Backfisch) zu. Das Essen war köstlich und es war ein wirklich super Tag mit meiner Gastfamilie. Zwischen den Mahlzeiten war dann noch genug Zeit, um auf dem wirklich riesigen Grundstück der Großeltern, ein paar Runden mit unseren Quads zu drehen.

Zu guter Letzt noch ein paar Worte zu dem Highlight der Woche. Nachdem mein Gast-Großvater Jerry von meiner aus Köln mitgebrachten Flasche Kölsch probiert hatte, gab es für ihn kein Halten mehr. Sein Ziel war es, dieses Bier auch nach Olney zu bekommen. Und tatsächlich: er hat es geschafft. Da er quasi das ganze Dorf und auch die Besitzer der Liquor-Stores (Getränkehandel für Alkohol) kennt, war es für ihn ein leichtes Spiel, jemanden zu finden, der dies für ihn importiert. Und so wurde ich gestern Nacht, als ich nach Hause kam, wirklich überrascht. Als ich in den Kühlschrank schaute, bekam ich das Grinsen nicht mehr aus meinem Gesicht: 12 Flaschen feinstes Reissdorf Kölsch.

In diesem Sinne wünsche ich Euch ein schönes Wochenende!

Wo mer sin es Kölle, ejal wo mr sin!
Wo mer sin es Kölle, dat steck en uns drin!
Mer han unsre eijene Kopp
Un dä nemme mer övverall met hin
Wo mer sin es Kölle!
Doch mer künne jo nit övverall sin!

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