Ich ben e’ne Kölsche Jung …

Ich ben e’ne Kölsche Jung, wat willste maache?

Ich ben e’ne Kölsche Jung un dun jään laache.

Ich ben och söns nit schlääch, nä ich ben brav,

Ming Lieblingswöötsche, heiss Kölle Alaaf!

Nur noch 343 Tage bis zum 11.11.2014. Kölle Alaaf!

Es ist nun mittlerweile Winter über unsere Eichhörnchenmetropole im Süden Illinois‘ eingezogen.

Viel passiert die letzten Tage und Wochen. Das Wichtigste, unter anderem meine Erfahrungen bei der Jobsuche in den Staaten, versuche ich einmal im Folgenden zu beschreiben.

„Als Juniorbotschafter für ein Jahr in die Vereinigten Staaten“ – Unter diesem Motto ging es ja vor rund 5 Monaten los. Getreu unserem Leitsatz zog ich Anfang November dann auf Einladung der East Richland Elementary School – bewaffnet mit Haribo, RIESEN, MILKA und WERTHERS ECHTE – vor eine Gruppe von rund 60 Viertklässlerinnen und Viertklässlern. Aufgabe: Präsentiere Deine Deutsche Heimat in 45 Minuten. Angefangen mit ein paar Impressionen aus meiner Heimatstadt Kerpen und der schönsten Stadt Deutschlands (muss ich hier noch erwähnen, dass ich Köln meine?!), verschaffte ich den Jungs und Mädels dann einen kleinen Einblick in die Vielfältigkeit meiner Deutschen Heimat.

„Wie heißt Facebook in Deutschland?“

„Esst Ihr den ganzen Tag nur Brot und Kartoffeln?“

„Wie schnell kann man auf der Autobahn so fahren?“

„Habt Ihr bei Euch auch McDonalds und Burger King?“

„Wie viel Bier trinkst Du so pro Tag?“

Letztendlich hoffe ich, dass ich den Heranwachsenden ein kleines Stück Deutscher Kultur nahelegen konnte.

Meine Ausflugsziele im vergangenen Monat waren sowohl die Niagarafälle im Bundesstaat New York und der Nationalpark „Gardens of Gods“ in Illinois.

Zusammen mit Maxwell (China), Jung Min (Südkorea) und Yesenia (Peru) ging es also per Auto auf die rund 2200 Kilometer lange Rundfahrt. Mit Zwischenstopps an der Ball State University (Indiana) und in Columbus (Ohio) erreichten wir dann letztendlich unser Ziel in New York. Die Autofahrt war nicht ganz unproblematisch, da mir auf halber Strecke das Warnsignal „Service Engine Soon“ vom Armaturenbrett in meine Augen strahlte. Herrlich. Was nun? Mitten in der Pampa. Weit und breit keine Werkstatt. Nervöse Asiaten und Südamerikaner, die denken, dass wir – wegen einer kleinen Warnleuchte – gleich in einem apokalyptischen Feuerball im Auto sterben werden. Glücklich ist, wer eine häusliche Ausbildung bei seinem persönlichen KFZ-Ausbilder aka. Vater Haasenleder in all den Jahren etwas lernen konnte. Batterie abklemmen. Warten. Starten. Fertig. Und tatsächlich: Problem behoben. Asiaten und Südamerikaner wieder ruhig. Kann also weiter gehen.

Ursprünglich war vorgesehen, die kanadische Seite der Niagarafälle zu besichtigen. Da jedoch die kanadischen Zollbeamten bzw. das Land Kanada ein Einreiseverbot für chinesische Mitmenschen erteilt hat, blieb es beim Versuch, dennoch in das Land einzureisen. Unsere Weiterreise ins kanadische Land wurde dem Chinesen verwehrt. Einer für Alle, Alle für Einen! Wir werden unseren Maxwell doch nicht an der kanadischen Grenze zurücklassen. Also ging es auf direktem Wege wieder zurück in die USA. Nichtsdestotrotz hatten wir dann letztendlich dennoch einen super Tag auf der amerikanischen Seite der Niagarafälle. Beeindruckend. Atemberaubend. Erstaunlich. Mehr kann man irgendwie zu dem Naturschauspiel nicht sagen.

So ging es dann also von da aus weiter nach Pittsburgh. Zum Zwischenstopp hier muss man erwähnen, dass wir bei meiner Gastfamilie von 2008 übernachten durften. Ein komisches Gefühl, wenn man nach 5 Jahren in das Haus geht und es einem so vorkommt, als wäre man erst gestern da gewesen. So herzlich und familiär wird man leider heutzutage nur noch viel zu selten in Empfang genommen. Danke dafür! Es waren zwei wundervolle Tage bei Euch Schnecks!!!
Nach einer kurzen Nacht ging es dann auch schon wieder mit dem Auto auf den Highway. Hier hieß es dann 10 Stunden Fahrt mit Tempo 75 mp/h (ich bedanke mich an dieser Stelle recht herzlich bei dem Erfinder des Tempomats) in Richtung Olney.

Ein weiteres Wochenende verbrachten wir in den „Gardens of Gods“, einem Nationalpark im Bundesstaat Illinois. Nach 2-stündiger Autofahrt, erreichten wir dann bei strahlendem Sonnenschein unser Ziel. Bilder sagen in dem Fall mehr als tausend Worte. Es war ein wunderschöner Tag mit meiner Gastfamilie an einem der tollsten Orte, den der Lincoln-Staat zu bieten hat!

Normalerweise wollte ich eigentlich nicht auf dieses Fest namens „Halloween“ eingehen. Jedoch muss ich an dieser Stelle meine Meinung verfestigen, dass ich, auch nachdem ich diesen Brauchtum in den USA kennenlernen durfte, keinen Sinn in diesem Fest sehe. Ein Fest, auf das sich die Einwohner und vor allem Industrie und Supermärkte einen Monat lang vorbereiten. Ein Fest, bei dem Dir 99 Prozent der Menschen nicht den Ursprung nennen können. Ein Fest, dass in meinen Augen schlichtweg der Steigerung der Umsätze der Industrie dienen soll. Für mich erschließt sich der Sinn hinter einem solchen Fest auch nach 22 Jahren noch nicht. Dennoch lebe ich natürlich hier und vor allem lebe ich hier mit meinen kleinen Gastbrüdern, die damit aufgewachsen sind und somit ging es dann auch auf die Straße zum Trick-or-Treaten. Hier sitzen die Leute vor Ihren Häusern und geben den Kindern jede Menge Süßigkeiten. Im Übrigen singen die Kinder keine Lieder oder sagen Gedichte auf. Nein. Ein einfaches „trick or treat“ reicht aus und man hat seinen Plastikkürbis voller Zuckerwaren. Was es soll? Keine Ahnung!

Als das größte Ereignis wird in den USA das traditionelle Thanksgiving angesehen. „Big Deal“ wie der Amerikaner sagen würde. Hier steht vor allem das Zusammenkommen der Familien im Vordergrund sowie das gemeinsame Verspeisen des Truthahns.

In diesem Jahr haben wir also die gesamte Familie zu uns in Haus eingeladen. Von morgens bis abends ist es möglich Football im TV zu schauen. Gegessen und getrunken wird dabei wie Gott in Frankreich. Oder besser: Wie Gott in Kölle. DENN: Zur Feier des Tages hat mein Gastopa ein Fass Reissdorf Kölsch in Chicago bestellt. Dat is jeil!

Bauch und Leber versorgt, hieß es dann Football spielen im Vorgarten. Brogan hatte die Aufstellung der Teams schon Wochen im Voraus geplant und jeder hatte seine Position. Ich durfte mich dabei als Quaterback beweisen. Mit meinem Running-Back Brogan und den beiden Wide-Receivern konnten wir dann gegen die „Erwachsenen“ ganz gut mithalten.

Viele fragen mich zur Zeit nach der Jobsuche. Diese gestaltet sich in den USA bei der aktuellen Lage des Landes mehr als schwierig. Ich lebe hier auf dem Land. Unternehmen mit mehr als 5 Mitarbeitern zu finden, fällt schon schwer. Ein Unternehmen zu finden, welches meinem bisherigen, der Stadtwerke Bonn GmbH, nahe kommt, ist schlichtweg unmöglich. Einen Job in meinem Arbeitsfeld zu finden gestaltet sich mehr und mehr zur Mammutaufgabe. Die meisten Unternehmen geben einem leider noch nicht mal die Chance, sich und das Austauschprogramm vorzustellen. Mit Schildern wie „Wie stellen zur Zeit nicht ein“ oder „Wir nehmen keine Bewerbungen an“ wird man oftmals schon am Eingang von Unternehmen begrüßt.

Wo sind aber die Probleme?

1. Fehlende Rückmeldung. Während man in Deutschland auf eine Rückmeldung zur Bewerbung ca. 1-2 Wochen wartet, wartet man hier vergeblich. Dass man jemanden über das positive oder negative Ergebnis informiert, hatte ich wohl leider vergeblich vorausgesetzt. Hier liegt es an einem selbst jede Woche den zuständigen Leuten hinterher zu telefonieren und nach dem aktuellen Status zu fragen. bei rund 40 offenen Bewerbungen kann man sich vorstellen, wie zeitraubend und vor allem Nerven aufreibend das Ganze ist. Das kann einen schon einmal leicht zur Verzweiflung treiben, wenn man dann auch noch in Warteschleifen landet oder bei Leuten die sich nicht dafür verantwortlich fühlen. Ganz zu schweigen von den ganzen Mailboxen, auf die man hier üblicherweise sprechen muss. Leider wird man aber auch auf Mailbox-Anfragen nicht kontaktiert. Man versucht es also mehrmals am Tag.

2. Fehlende Industrie. Naja… auf dem Land ist das selbsterklärend…

3. Fehlende Verantwortlichkeit. Wenn in Deutschland ein Arbeitsplatz unbesetzt ist, ist mindestens einer in der Lage, diese Position zu übernehmen. Hier ist es jedoch der Fall, dass die Zuständigkeit klar getrennt ist. Das heißt, ist Deine Ansprechperson krank, hast Du eben Pech gehabt.

4. Missverständnis der deutschen Ausbildung. In Deutschland werden wir sehr gut auf das kommende Berufsleben vorbereitet. Und vor allem sind wir nach einer Berufsausbildung sehr breit aufgestellt. Hier ist es jedoch meistens der Fall, dass man es nicht versteht, dass man neben der Finanzbuchhaltung auch noch unter anderem im Einkauf, im Controlling oder in der Personalabteilung gearbeitet hat. Viel zu oft wird die fehlende Spezialisierung als Grund der Absage genannt. Beziehungsweise wird gesagt, dass es eine solche Position nicht im Unternehmen gibt, man solle sich doch bitte festlegen, auf was man sich bewirbt.

5. Zu kurze Aufenthaltsdauer. Viele Unternehmen sehen weniger die Möglichkeit eines Erfahrungsaustauschs für 6 Monate als den letztendlichen Personaleinsatz und die damit verbundenen Kosten. Viele sagen, dass man ja dann nach 6 Monaten erneut nach einer Stellenbesetzung suchen müsse. Stellenneuschaffung oder zusätzliche Praktikantenstellen? Fehlanzeige.

6. Schlechte regionale Konjunktur. Gerade im Winter ist die konjunkturelle Lage, genau wie in Deutschland, doch eher nur mittelmäßig. Somit werden viele Zeitarbeiter entlassen, Neueinstellungen werden ausgelassen und Produktionen zurückgefahren. Das wirkt sich natürlich in direktem Wege auf die Einstellung neuer Praktikanten aus Deutschland aus.

Wie sich eine solch schwierige Situation der Jobsuche auf die eigene Verfassung teilweise auswirkt, kann man sich vielleicht denken. Teilweise ist es echt deprimierend.

Natürlich aber wahre ich meine Haltung, halte den Kopf nach oben und gebe den Kampf noch lange nicht auf. Noch ist die Schlacht nicht verloren und zu meiner Beruhigung: McDonalds und Walmart suchen immer Mitarbeiter!

Drückt mir die Daumen für die Jobsuche in den kommenden Tagen.

In diesem Sinne wünsche ich Euch allen eine gesegnete und besinnliche Adventszeit.

Maat et joot!

Euer Stefan

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